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Die Paderborner Konversion – Innerstädtische Entwicklungschancen

Nach dem Abzug der britischen Streitkräfte stehen in Paderborn insgesamt drei große ehemalige Kasernenareale für die Konversion zur Verfügung: die ehemalige Alanbrooke Kaserne (Alanbrooke Quartier) im Riemekeviertel, die ehemalige Dempsey Kaserne (Waldkamp) in Schloß Neuhaus und die ehemalige Barker Kaserne (Zukunftsquartier) an der Driburger Straße im Osten der Kernstadt.

Das erste große Konversionsprojekt war die 18 ha große ehemalige Alanbrooke Kaserne, die 2016 von den Briten freigezogen und 2019 von der Stadt Paderborn angekauft wurde. Bereits seit 2014 wurden umfangreiche Planungen unter der Beteiligung von Bürger*innen erarbeitet. Das Ziel war es, ein urbanes Quartier mit hoher Eigenständigkeit, angemessener Dichte und in enger Verzahnung mit der gewachsenen Umgebungsbebauung zu errichten. 2016 wurde ein städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb durchgeführt. Der Gewinnerentwurf des Rahmenplans sieht rund 800 Wohneinheiten entlang einer zentralen Nord-Süd-Grünachse überwiegend im Geschosswohnungsbau vor. Außerdem sollen gewerbliche Büro- und Dienstleistungsnutzungen sowie eine Kita zentral im Quartier entstehen. Rund 30 % der Wohnungen werden als preisgebundene Wohnungen errichtet. In der Zwischenzeit wurde bereits der Rückbau der ehemaligen Kasernengebäude und Werkstatthallen sowie die Erschließung des Geländes durchgeführt. Im Norden bleiben die elf denkmalgeschützten Bestandsgebäude erhalten und werden teilweise zu einem Kreativwirtschaftsquartier entwickelt. Die Vergabe der Baufelder für die unterschiedlichen Teilquartiere erfolgte schrittweise im Rahmen von mehrstufigen Investorenauswahlverfahren, um die bestmöglichen Entwürfe umzusetzen. Aktuell ist die Hälfte der Baufelder veräußert worden und die ersten Gebäude befinden sich im Hochbau. Mitte 2025 können die ersten Bewohner*innen in das neue Quartier einziehen.

Die ehemalige rund 20 ha große Dempsey Kaserne (davon 5 ha Wald) befindet sich am Waldrand in Schloß Neuhaus und wurde 2019 freigezogen. Seit 2017 wird die Nachnutzung des neuen Quartiers Waldkamp geplant. Es wurde ebenfalls ein Rahmenplan durch einen städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb erarbeitet, der die Grundlage für den aktuell in Bearbeitung befindlichen Bebauungsplan darstellt. Wesentliche Ziele sind die Erweiterung der Flächen für kleinteiliges Gewerbe an der Dubelohstraße und die Schaffung von ca. 300 Wohneinheiten. Darüber hinaus wurde der Erhalt von Teilen der Gebäudesubstanz zu Wohnzwecken (Mannschaftsunterkünfte) geprüft. Momentan finden noch die Ankaufsverhandlungen für das Gelände zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und der Stadt Paderborn statt.

Die Entwicklung der größten Konversionsfläche, des Zukunftsquartiers, wird als Jahrhundertchance für die Paderborner Stadtentwicklung gesehen. Schon bevor die ehemalige Barker Kaserne 2019 von den Briten freigezogen wurde, begann ein intensiver Planungsprozess mit Bürger*innen und Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft, sowie im späteren Verlauf mit einem begleitenden Expertengremium. Aufgrund der Größe von ca. 53 ha und der städtebaulich integrierten Lage wurde für die Planung eine innovative Herangehensweise gewählt. Statt eines klassischen Wettbewerbs wurde das in Deutschland wenig verbreitete Verfahren der Testplanung angewandt, bei dem drei internationale Planungsteams mit unterschiedlichen Schwerpunkten und explizit nicht in Konkurrenz zueinander Entwürfe erarbeitet haben, die in einer Synthese zu einem Masterplan zusammengefasst wurden. Der Masterplan stellt das „Drehbuch“ für die voraussichtlich 20- 30 Jahre dauernde Entwicklung des gesamten Geländes dar. Darauf aufbauend wurde ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für einen ersten Teilabschnitt erstellt, das die konkreten Maßnahmen für die Umsetzung formuliert. Das Ziel für das Zukunftsquartier ist die Entwicklung eines innovativen, maximal gemischten und produktiven Stadtteils, der aktiv das Klima schützt, auf Kreislaufwirtschaft setzt, der Mobilität von morgen Raum gibt und neue Wege der flexiblen, durch die Gemeinschaft getragenen Entwicklung erprobt. Es soll ein Zuhause für tausende Menschen und Arbeitsplätze, Platz für innovatives Gewerbe, Wissenschaft, Forschung sowie Freizeit, Bildung und Kultur bieten. Im Juli 2024 wurde der Kaufvertrag zum Erwerb der ehemaligen Kaserne zwischen der Stadt und der BImA geschlossen. Im nächsten Schritt erfolgt der Rückbau der Gebäude im ersten Entwicklungsabschnitt. Dieser befindet sich zwischen dem Start-up-Campus der Universität Paderborn im Westen und dem zukünftigen Bahnhof im Osten, sodass die ersten Baufelder entlang der Urbanen Meile erschlossen und entwickelt werden. Ein Bebauungsplan befindet sich aktuell in der Vorbereitung. Erste Neubautätigkeiten beginnen voraussichtlich ab 2027.

Weitere Informationen zu allen Konversionsprojekten findet ihr unter www.paderbornerkonversion.de .


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